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Hobbykunst: Lebensechte Babypuppen bei der Adventsausstellung im Hofgut Unterschweinheim zu bestaunen
Aschaffenburg Sie sehen aus wie friedlich schlafende echte Babys,
die so genannten Reborn-Puppen, und sie haben - wie viele andere Hobbys aus dem
englischsprachigen Raum - ein wahres Fieber auch hierzulande entfacht.
Veronika Kerpes (60) aus Laufach und
Gudrun Ienco
(44) aus Hösbach
haben sich davon anstecken lassen.
Veronika Kerpes (links) und Gudrun Ienco aus Laufach fertigen ihre lebensechten
Babypuppen selbst. Zu sehen und zu kaufen sind die kleinen Kunstwerke
auf dem Weihnachtsmarkt in der Gutsschänke.
In der vorweihnachtlichen Hobbykunstausstellung im Hofgut
Unterschweinheim werden sie am kommenden Samstag und Sonntag einige
ihrer sorgfältig von Hand gearbeiteten Lieblinge zeigen.
Veronika
Kerpes, Mutter von vier erwachsenen Söhnen und zweifache Oma, entdeckte
die Reborn-Babys vor drei Jahren: Ihre 85-jährige pflegebedürftige
Mutter hatte sich eine Puppe gewünscht, »so wie früher«. Ein
riesengroßer Herzenswunsch sei das gewesen, erzählt Kerpes. Denn ihre
Mutter sei als einziges Mädchen unter sieben Buben aufgewachsen. Und
wenn sie mal eine Puppe gehabt habe, dann sei diese nie lange heil
geblieben.
Also besorgte sich die Laufacherin einen Bausatz aus
Vinyl. Insgesamt zehn zarte Farbschichten trug sie auf das Köpfchen und
die kleinen Gliedmaßen auf, bis die Haut wie rosig durchblutet
schimmerte. Mit einer ultrafeinen Filznadel zog sie Faser für Faser
Ziegenmohair als Augenwimpern und Kopfbehaarung auf. Menschenhaare
wären viel zu dick, meint die Puppenmutter, die ihrer eigenen Mutter
einen Lichtblick für den Lebensabend schenkte. »Sie ist noch einmal
richtig aufgeblüht vor ihrem Tod.«
Die Hösbacherin Gudrun Ienco stellt seit acht Jahren Reborns her. Ihre
damals achtjährige Tochter hatte sich eine Babypuppe gewünscht. Ienco
fand die im Handel angebotenen Säuglingspuppen zum Abwinken, und die
Tochter war glücklich über die Alternative. Natürlich seien die Reborns
nicht als Spielzeug für kleine Kinder tauglich, schränkt Ienco ein.
Kerpes hat, nach der Erfahrung mit ihrer Mutter, dem Goldbacher Alten-
und Pflegeheim eine
Säuglingspuppe für die Demenz-Abteilung
geschenkt.
Wie ein Schatz werde das Püppchen von den Bewohnern gehegt, erzählt sie.
Rund
40 Aussteller aus der Stadt und dem Landkreis Aschaffenburg haben sich
für die beiden kommenden Wochenenden im Hofgut angemeldet, unter ihnen
auch wieder Gerd Sendelbach mit »Satire im Glas«, Giesbert Rickert mit
Schwibbögen und erstmals auch Krippen, Rainer Erzgraber mit
Tuschezeichnungen heimischer Motive, Spitzenklöpplerin Ursula Hirsch,
Seifensiederin Ursula Maier und Drechsler Steffen Heck.
Feilgeboten
werden handgearbeitete Grußkarten, Baum- und Wohnungsdekoration aus
Holz, Keramik oder Wellpappe, Modisches wie Filzhüte, Ledertaschen und
Schmuck aus Naturmaterialien, und selbstverständlich jede Menge
Spielzeug, vom handgestrickten Teddy bis zum Zubehör für die
Puppenstube.